Ben Hur (2016) – actionreiche, aber magere Neuverfilmung
- Erscheinungsjahr: 2016
- Spielzeit: 123
- Altersfreigabe: FSK 12
- Genre: Action, Abenteuer, Drama
- IMDB: 5.7 / 10 (47439)
- Metascore: 38 / 100
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Top-Themen: Handlung, Trailer, Interviews & Making-Of
Handlung und Hintergrund zu Ben-Hur
Der Film dreht sich um das Leben von Judah Ben-Hur, der zunächst als jüdischer Prinz mit seinem römischen Adoptivbruder in der Provinz Judäa in Jerusalem aufwächst. Die beiden sehen sich als beste Freunde und stehen füreinander ein. Messala meldet sich schließlich freiwillig für die Römische Legion und lernt im Feld den römischen Offizier Pontius Pilatus kennen. Judah selbst verlobt sich unterdessen mit der Tochter eines Sklaven und trifft am Rande einer politischen Diskussion auf den jungen Zimmermann Jesus von Nazareth. Später kehrt Messala aus dem Krieg zurück und es kommt zu einem Disput der beiden Freunde mit falschen Anschuldigungen, bei denen Judah lediglich seinem Volk und seiner Tradition treu bleiben will. Als Legionäre das Haus Ben-Hur stürmen, nehmen sie Judah gefangen und verkaufen ihn in die Sklaverei. Jahrelang muss er sich als Sklave ohne Rechte durchsetzen und harter Arbeit nachgehen. Unter Sheik Ilderim steigt er zu einem beliebten Streitwagen-Fahrer auf und findet seine große Liebe Esther von einst wieder. Den Verrat seines Bruders kann er jedoch nicht vergessen und kehrt schließlich nach langer Zeit in seine Heimat zurück mit dem Sinn nach Rache. Als actionreiches Wagenrennen inszeniert treten nun die beiden Brüder im Finale des Films gegeneinander an.
Eine Nebenhandlung in Ben Hur ist das Wirken Jesus Christus bis hin zum Tag seiner Kreuzigung. Die bekannteste Szene: Als Jesus stolpert, bietet ihm Judah Wasser an und spricht mit ihm über Rache und Vergebung. Dabei basiert der Film auf dem 1880 erschienenen Buch mit dem Namen „Ben-Hur: A Tale of the Christ“ von Lew Wallace. Neben vielen Verfilmungen zählt die Version mit Charlton Heston aus dem Jahr 1959 zu den bekanntesten. Der Konzern MGM stand damals kurz vor dem Aus und setzte mit der Verfilmung alles auf eine Karte – mit großem Erfolg. MGM wurde vor dem Bankrott gerettet. Insgesamt elf Oscars wurden dem Film zuteil, darunter auch für den Hauptdarsteller Charlton Heston, der als typischer Ben Hur in die Filmgeschichte einging. Gedreht wurde die Neuverfilmung hauptsächlich in Italien. Dabei ist Ben Hur 2016 nicht als direktes Remakes des bekannten Klassikers zu verstehen, basiert aber dennoch auf der gleichen Buchvorlage.
Besetzung
Rolle | Schauspieler |
---|---|
Judah Ben-Hur | Jack Huston |
Ildarin | Morgan Freeman |
Messala | Toby Kebbell |
Esther | Nazanin Boniadi |
Naomi | Ayelet Zurer |
Jesus | Rodrigo Santoro |
Tirzah | Sofia Balck-D‘Elia |
Quintus | James Cosmo |
Simonides | Haluk Bilginer |
Pontius Pilatus | Pilou Asbaek |
Trailer
Einen ersten Vorgeschmack auf die Neuverfilmung und die inszenierten Special Effects bekommst du im offiziellen Ben-Hur-Trailer:
Kritik und Zuschauermeinungen
Die Kritiken der Experten und die Zuschauermeinungen gehen bei diesem Film stark auseinander. Viele Kritiker geben dem Film etwa 2-3 von 5 möglichen Punkten. Der Grund dafür liegt wohl in der fehlenden Monumentalität des Films. Er ist zwar in Ordnung, sticht aber im Vergleich zu seinem Vorgänger nicht wirklich aus der Masse hervor. Die Neuverfilmung ist also weder wirklich gut noch wirklich schlecht. Rache, Hass und Vergebung sind die Grundpfeiler, die mit Szenen voller Action und Gewalt untermauert werden. Und dennoch wird der Film als fehlbesetzt und verzettelt bezeichnet. So ähnlich sieht es auch die Kritik von Zeit Online. Die eingekürzte Spiellänge wird für die einen Zuschauer als sehr willkommen gewertete, für die anderen gilt die Laufzeit als schlecht beschnitten. Das bezeugen auch die Kritiker von RP-Online in ihrem Artikel. Eine solch umfassende Erzählung müsste in Überlänge gepackt sein. Doch genau das würde viele Kinogänger wiederum abschrecken.
Actionreiche Szenen, wie die Seeschlacht oder auch das Wagenrennen in Rom, werden von hektischen Handkamera-Aufnahmen begleitet und engen damit die Perspektive enorm ein. Man fühlt sich zunächst mehr im Geschehen, verliert jedoch den Blick für das Ganze. Dennoch kann das Wagenrennen als monumentale Szene gewertet werden, bei der Regisseur Bekmambetov voll in seinem Element zu sein scheint. Die hohe Schnittfrequenz und die Hektik sind zeitgemäß und kreieren im Film einen gelungenen Showdown, wie sich Kritiker und Zuschauer einig sind. Ebenso beeindruckend bleiben die Panorama-Aufnahmen der Altstadt von Jerusalem. Die Kritik der Süddeutschen Zeitung bezeichnet Ben Hur trotzdem als Effekthascherei.
Die Erzählung der Geschichte selbst wird stets von schlichten und förmlich nichtssagenden Dialogen begleitet. Auch die Figuren handeln teilweise unklar oder unverständlich, was am meisten bei Messala ins Gewicht fällt. Er ist loyaler Bruder, guter Römer und wütender Gegner zugleich. Das genaue Gegenteil stellt Judah Ben Hur selbst dar, der eher als langweilig erscheint. Wer also mehr auf Actionszenen Wert legt, sollte sich an diesem Punkt kaum stören.
Bei den Zuschauern und Kritikern gibt es wahrscheinlich genau aus diesem Grund geteilte Meinungen. Während erfahrene Kritiker immer die Gesamtheit des Films beurteilen und nicht nur auf die Actionszenen und die Umsetzung Wert legen, scheinen diese Punkte bei einigen Zuschauern schlichtweg zu reichen. Ben Hur wird in manchen Kundenmeinungen als sehenswertes und antikes Abenteuer bezeichnet. Vor allem Morgan Freeman hat als eine Art Erzähler Eindruck hinterlassen. Außerdem scheint die Neuerzählung weniger kitschig in Bezug auf Glaube und Religion zu wirken. Doch mehr, als ein actionreiches Szenario mit zeitgemäßer Umsetzung zu sein, wird der Neuverfilmung nicht zugestanden.
Auszeichnungen
Anhand vieler vernichtender Kritiken ist vielleicht schon denkbar, dass Ben Hur bisher keine Auszeichnungen erhalten hat und keine Nominierungen stattgefunden haben, während das monumentale Meisterwerk von 1959 insgesamt für 12 Oscars nominiert wurde und letztlich 11 davon verliehen bekam.
Interviews und Making-Of
Die Erzählung Ben Hur erregt vor allem durch die Zeit des Lebens Jesu Christi Aufsehen. Schließlich trifft der Hauptdarsteller den Zimmermann aus Nazareth und ist bei seiner Kreuzigung später anwesend. Die monumentalen religiösen Szenen wurden in diesem Video zusammengestellt:
Ein Blick auf das Sklavenleben von Ben Hur als Ruderer und die beeindruckende Seeschlacht bekommt ihr in diesem Video:
10 interessante Fakten zu allen Ben-Hur-Filmen und zur Geschichte rund um die Verfilmungen könnt ihr in diesem Video erfahren:
Und wie wäre es einmal hinter die Kulissen der sagenhaften Wagenrennen-Szene zu blicken? In diesem Video bekommt ihr vielleicht einen kleinen Einblick an das Set von Ben Hur, leider nicht im Circus Maximus:
Trivia / Sonstiges
- Ursprünglich war der Hauptdarsteller Jack Huston für die Rolle des Messala vorgesehen. Der Regisseur beförderte ihn jedoch als Sympathieträger in die Hauptrolle des gesamten Films.
- Das legendäre Wagenrennen sollte wieder auf dem Grund und Boden des historischen Circus Maximus in Rom stattfinden. Die italienische Regierung lehnte die Drehgenehmigung jedoch ab. Die historische Stätte könnte durch die erneuten Dreharbeiten zerstört werden.
- Die Hauptrolle sollte zunächst an Tom Hiddleston gehen, der sich jedoch für das Projekt Kong: Skull Island entschieden hat mit dem Kinostart im Jahr 2017. Für die Rolle der Esther war Gal Gadot vorgesehen, die jedoch wegen Terminschwierigkeiten nicht konnte. Nazanin Boniadi kam als Vertretung und ist als Nora aus How I Met Your Mother bekannt.
- Der Regisseur des oscarprämierten Ben-Hur-Films William Wyler war ein guter Freund von John Huston, dem Großvater des Hauptdarstellers.
Fazit
Ben Hur aus dem Jahr 1959 ist und bleibt ein grandioser Klassiker unter den Filmen, dem so schnell keine Neuverfilmung das Wasser reichen kann. Und dennoch hat es der russische Regisseur Timur Bekmambetov mit seinem actionreichen Remake gewagt. Spannung und Effekte kommen hier in keinem Fall zu kurz, wie am berühmten Wagenrennen als Highlight des Films zu erkennen ist. Dennoch gilt die Besetzung als etwas zu mager und zu wenig charakterlich ausgeprägt. Zuschauer und Kritiker sind sich daher uneinig. Wer ein Film voller Action, Animation und Spannung und vor allem ohne Überlänge erwartet, ist mit Ben Hur 2016 gut beraten. Wer allerdings mehr über die geschichtlichen Hintergründe erfahren will und ein ebenso detailreiches Meisterwerk erwartet, könnte enttäuscht werden.
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