Lion – packendes Filmdrama um einen unfreiwilligen Ausreißer
- Erscheinungsjahr: 2016
- Spielzeit: 118
- Altersfreigabe: FSK 12
- Genre: Biografie, Drama
- IMDB: / 10 (255466)
- Metascore: 69 / 100
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Top-Themen: Handlung, Trailer, Interviews
Handlung und Hintergrund zu Lion – Der lange Weg nach Hause
Saroo Brierley wohnt in einem kleinen indischen Dorf mit seiner Mutter und seinen Geschwistern. Er folgt eines Tages seinem älteren Bruder Guddu mit zur Arbeit auf den Bahngleisen, soll aber am Bahnhof auf ihn warten. Nach einigen Stunden kehrt der Bruder jedoch nicht zurück und Saroo kann ihn nirgends finden. Vollkommen verzweifelt sucht er nach etwas zu Essen. Anschließend klettert er in einen leeren Zug, um in geschützter Umgebung auf seinen Bruder zu warten. Fatalerweise schläft Saroo aber ein und wacht erst 1600 Kilometer später in der Metropole Kalkutta auf. Der kleine Junge hat es sichtlich schwer, da er die Sprache nicht versteht, seinen eigenen Familiennamen nicht kennt und seinen Wohnort nicht richtig ausspricht. Niemand kann ihn zuordnen oder ihm weiterhelfen. Einige Wochen schlägt er sich auf der Straße durch und wird schließlich von der Polizei in ein nahegelegenes Waisenhaus gebracht. Das australische Ehepaar Sue und John Brierley adoptieren den Jungen kurz darauf und bieten ihm in Tasmanien ein neues Zuhause.
Inzwischen ist Saroo erwachsen, zeigt sich sehr ehrgeizig und beginnt eine Ausbildung zum Hotelmanager. Die Frage nach seiner Herkunft beschäftigt ihn allerdings immer wieder. Schließlich wird er auf einer Party durch die traditionelle Süßigkeit Jalebi an seine Kindheit erinnert. Er wünscht sich, seine leibliche Familie kennenzulernen und beginnt mit der Suche. Dank Google Earth möchte er den Bahnhof finden, an dem er als Kind verloren gegangen ist. Er weiß ungefähr, wie lange er im Zug saß und wie schnell dieser unterwegs war. So lässt sich der Suchradius etwas eingrenzen. Letztlich wird er nicht sofort fündig und entdeckt eines Abends außerhalb des Radius eine Landschaft, die ihm etwas bekannter vorkommt. Er folgt der Bahnstrecke auf der Karte und landest schließlich an einem Bahnhof mit Wasserturm, an den er sich noch erinnern kann. Von hier aus fährt er den Weg mit dem Finger entlang, den er früher in seinen Heimatort nehmen musst. Schließlich findet er das kleine Dorf, aus dem er ursprünglich stammt.
Er entscheidet sich für eine Reise nach Indien, hat jedoch Angst vor seinen Adoptiveltern. Diese zeigen Verständnis, obwohl er nicht weiß, ob seine leiblichen Verwandten noch leben. Tatsächlich findet er seine Schwester und seine Mutter wieder. Sein älterer Bruder ist noch in jener Nacht von einem Zug mitgerissen worden und kam dabei ums Leben. Saroo lernt bei diesem Treffen, seinen Namen immer falsch ausgesprochen zu haben. Eigentlich heißt er „Sheru“ was mit dem Wort „Löwe“ übersetzt werden kann.
Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit. Als kleiner Junge stieg Saroo Brierley in einen Zug und wachte etwa 14 Stunden später in Kalkutta auf. Hier bettelte er, um sich überhaupt am Leben halten zu können. Anschließend wurde er in einem Waisenhaus zur Adoption freigegeben und lebte fortan bei einem Ehepaar in Tasmanien. Später findet er heraus, aus dem Ort Khandwa zu stammen und lernte im Jahr 2012 seine leibliche Familie kennen. Der Roman über diese Geschichte wurde 2014 veröffentlicht und kam 2016 in die Kinos.
Besetzung
Rolle | Schauspieler |
---|---|
Saroo Brierley | Dev Patel |
Saroo als Junge | Sunny Pawar |
Sue Brierley | Nicole Kidman |
John Brierley | David Wenham |
Lucy | Rooney Mara |
Prama | Pallavi Sharda |
Guddu Khan | Abhishek Bharate |
Mantosh Brierley | Divian Ladwa |
Kamla Munshi | Priyanka Bose |
Saroj Sood | Deepti Naval |
Noor | Tannishtha Chatterjee |
Rawa | Nawazuddin Siddiqui |
Trailer
Der junge Saroo erlebte eine packende Reise, die man sich auf diese Art kaum vorstellen kann. Im Trailer bekommst du einen kleinen Einblick in den Film und siehst, welchen langen Weg er in seine frühere Heimat auf sich nehmen musste.
Kritik und Zuschauermeinungen
Kritiker, wie beispielsweise von epd Film, und Zuschauer finden sehr viele lobende Worte für das Werk. Es fällt zu jedem Zeitpunkt leicht, sich in den Hauptdarsteller zu versetzen und sein Leid mit ihm zu fühlen. Regisseur Garth Davis ist eigentlich ein erfolgreicher Werbefilmer, feiert aber mit diesem Stück sein großartiges Debüt, wie es in vielen Medienberichten heißt. Schließlich zieht die Veröffentlichung des Films viele Nominierungen und auch einige Preise mit sich. Besonders authentisch wirkt der Streifen durch die gute Besetzung der Darsteller. Der kleine Sunny Pawar wurde von über 4000 Bewerbern gecastet und erzeugt sofort Mitgefühl bei den Zuschauen. Neben der Natürlichkeit überzeugen auch stimmungsvolle Bilder. Direkt zu Beginn des Films ist der Gegensatz zwischen der indischen Provinz und der quirligen Stadt Kalkutta zu spüren. Genau an diesem Punkt hat Davis den Zuschauer in der Tasche und nimmt ihn mit zu einem wahren Wechselbad der Gefühle. Viele Zuschauer haben das eine oder andere Tränchen bei diesem Film gelassen.
Die Rezensionen und Filmbewertungen verschiedener Portale sprechen für sich. Die meisten fallen sehr positiv aus und die Zuschauer sind schlichtweg beeindruckt. Am Anfang scheint das Drama relativ berechenbar, denn schließlich sollen die lange getrennten Menschen endlich wieder zusammenfinden. Und doch fühlen sich viele Kinogänger direkt von den ersten Bildern in ihren Bann gezogen. Die Filmmusik mag es an manchen Stellen etwas übertreiben, doch die gewünschten Emotionen werden früher oder später trotzdem eintreten. Vor allem die jungen und teilweise recht unerfahrenen Darsteller können sich mit dem Aufgebot Hollywoods messen. Kino-Zeit lobt besonders die Kameraführung. Zudem wurde der erste Teil des Films in indisch gedreht und selbst in der deutschen Fassung so belassen. Das macht das Stück nicht nur besonders, sondern viel authentischer und lebendiger. Saroo gönnt man es zu seiner Zeit in Kalkutta sehr, endlich eine neue Familie zu finden. Seine Adoptiveltern könnten vor der Kamera jedoch noch mehr als Einheit wirken und die Rolle von Rooney Mara als Saroos Freundin scheint für manche Zuschauer etwas überflüssig und verschwendet. Die Beziehung wirkt kühl, aber orientiert sich doch zu einem gewissen Punkt an der Buchvorlage.
Auszeichnungen
Der Film sowie alle Beteiligten erhielten eine lange Liste an Erwähnungen, Nominierungen und Auszeichnungen. Zu den wichtigsten gehörten hierbei die sechs Nominierungen für den Oscar sowie drei Nominierungen bei den AACTA International Awards 2017. Bei den British Academy Film Awards konnte der Streifen die Auszeichnung als Bester Nebendarsteller (Dev Patel) und die Auszeichnung für das Beste adaptierte Drehbuch abräumen. Die Directors Guild of America Awards gaben den Preis für die Beste Filmproduktion eines Spielfilmregiedebüts. Bei den Golden Globes und den Grammys gab es nur Nominierungen, ebenso auf vielen anderen Festivals und für viele anderen Preise. Einige Kritiker finden es neben all den lobenden Erwähnungen und den enormen Nominierungen schade, dass nicht mehr Preise an die Darsteller und den Film verliehen werden konnten.
Interviews und die echte Familie
Im folgenden Video bekommst du ein Interview mit Dev Patel zu sehen, der Hauptdarsteller im Film Lion. Er war im Jahr 2018 beim Zürich Film Festival zu Gast und beantwortete einige Fragen zu seiner Rolle und die Vorbereitung auf den Film.
Auch Nicole Kidman hat einiges zu ihrer Rolle im Film zu erzählen und gibt ein paar interessante Details vom Set bekannt:
Da es sich um eine wahre Geschichte handelt, verbergen sich natürlich reale Personen hinter den Namen und den Schauspielern. Wer also die echte Familie um Saroo Brierley treffen möchte und die unglaubliche Geschichte aus deren Mund hören möchte, darf folgendes Video nicht verpassen:
Trivia / Sonstiges
- Die Dreharbeiten fangen in Australien und Indien Statt. Insgesamt dauerten sie 53 Tage.
- Der 8-jährige Sunny Pawar durfte zur Premiere des Films nicht in die USA einreisen, weil er kein Visum erhalten hatte. Die Produzenten setzten sich jedoch für ihn ein und konnten eine Ausnahmegenehmigung erwirken.
- Google hat die Produzenten beim Film unterstützt und gab die Satellitenbilder frei, die zur damaligen Zeit zur Verfügung standen.
- Saroos leibliche Mutter hat niemals die Hoffnung aufgegeben, dass sein Sohn eines Tages gesund wieder in den Ort zurückkehren würde. Dafür haben sie die anderen Bewohner als verrückt bezeichnet.
- Sunny Pawar spielte zum ersten Mal in einem Film mit. Er spricht kein Englisch und fand durch verschiedene Spiele näheren Kontakt zu seiner Filmmutter Nicole Kidman. Teilweise wurden Szenen eines solchen Cricket Spiels mit in den Film eingebunden.
Fazit
Lion ist ein sehr emotionales Filmdrama, das sich mit der Suche einer Identität beschäftigt. Der kleine Saroo verliert sich in den Weiten der Welt und macht sich erst viele Jahre später auf die Suche nach seiner leiblichen Familie. In Kombination mit einer farbenprächtigen Gestaltung und einer sehr exotischen Kulisse entsteht eine wahre Sogwirkung auf den Zuschauer, der bei diesem Drama einfach mitfiebern muss. Die Schauspieler wirken authentisch und können sofort dein Herz erobern. Für ein Debüt seiner Regiekünste hast sich Garth Davis stark ins Zeug gelegt und ein kleines Meisterwerk geschaffen, das laut Ansicht einiger Kritiker noch deutlich mehr Preise verdient hätte. Willst du also die Lebensumstände in Zentralindien besser kennenlernen und interessierst du dich für Einzelschicksale, dann mach dich mit Saroo auf die Suche nach seiner leiblichen Mutter.
Weiterführende Links
- Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Lion_%E2%80%9…
- IMDb: https://www.imdb.com/title/tt3741834/
- SZ über die wahre Geschichte Saroos: https://www.sueddeutsche.de/leben/lion-wie-…